2015-11-30

Geschichte aus berufenem Munde

So lebendig wird selbst der modernste Geschichtsunterricht trotz hervorragender medialer Hilfsmittel selten. - Am Montag, 21. November 2015, war der Holocaust-Überlebende Imre Varsányi zu Gast am Ruperti-Gymnasium. Der heute 86-Jährige aus Budapest unterhielt sich eine Stunde lang mit Schülern der Q12 über das, was ihm und seiner Familie während des Zweiten Weltkriegs widerfahren ist.

Während es schon im Ungarn der Zwischenkriegszeit antisemitische Diskriminierung gegeben hatte, erfolgte mit der deutschen Besetzung ab März 1944 eine völlige Entrechtung ungarischer Juden. Bereits einen Monat später setzten die massehaften Deportationen nach Auschwitz und andere Vernichtungslager ein.

Imre Varsányi war damals 14 Jahre alt. Er verlor einen Großteil seiner engsten Angehörigen und überlebte den Terror - unter anderem auch auf der so genannten "Bunker"-Baustelle bei Mühldorf - nur mit sehr viel Glück. Nach seiner Befreiung entschloss er sich, nach Ungarn zurück zu kehren, wo er seine Frau kennenlernte und eine Familie gründete.



Lange Jahre konnte er selbst mit Familienangehörigen nicht über seine Erfahrungen in den Konzentrationslagern sprechen. Zu schlimm war seine Traumatisierung. - Letztendlich überwog aber das Bedürfnis, einen Beitrag zur Aufklärung der NS-Verbrechen und zur Völkerbegegnung zu leisten. Seit einigen Jahren nun sucht er das Gespräch mit Jugendlichen, in seiner Heimat und auch im Ausland. - Für die Schüler am Ruperti-Gymnasium war die Begegnung mit ihm eine sehr intensive und eindringliche Erfahrung.

PS: Da Herr Varsányi kein Deutsch spricht, wurden sein kurzer Vortrag sowie das Gespräch mit den Schülern von Herrn Dr. Karl Wingler simultan übersetzt.





Autor: A. Rieder